NWZ-Bericht vom 10.12.2019 – Franzosen zu Gast

 „Eichhörnchen“ ist ein schweres Wort

Eine Französin war für zehn Tage bei Familie Minolts zu Gast

Von Neele-Marie Minolts, Klasse 8a

Die Vorbereitungen

„Oha, ich muss dann ja meinen ganzen Kram aus dem Gästezimmer räumen! Wo stell ich das bloß alles hin?“, sagte mein Vater. Ich hatte ihm gerade erzählt, dass eine junge Französin für eine Woche bei uns wohnen würde. 10 Schülerinnen und Schüler aus Frankreich waren an der IGS Am Everkamp zu Gast, und eine davon wohnte bei uns. Manon heißt sie, und sie ist 14 Jahre alt. Ob ich aufgeregt war? Ja, sehr! Ich kannte Manon ja eigentlich gar nicht. Naja, so ganz stimmt das nicht – immerhin hatten wir ja schon seit zwei Monaten einen WhatsApp-Chat. Auf Deutsch, Englisch und Französisch. Sie schien mir sehr sympathisch zu sein: Wir haben beide eine Vorliebe für Katzen. Zu Hause mussten wir ganz schön viel vorbereiten. Wir räumten nicht nur ihr Zimmer frei, sondern planten auch Ausflüge fürs Wochenende und machten uns Gedanken, wer wann ins Badezimmer darf. Aber allzu groß umstellen wollten wir uns eigentlich nicht. Schließlich sollte Manon ja unseren Alltag kennenlernen. Ob Manon sich wohl gerade fragte, was sie einpacken soll? Und ob sie wohl genauso aufgeregt war wie ich?

Manon ist da!

Der Bus mit unseren Gästen aus Bordeaux biegt um die Ecke, endlich sind sie da! Wie soll ich sie denn nur begrüßen? Wie wird das wohl alles ablaufen? Fällt mir mehr ein als nur „Bonjour“? Da steigen sie auch schon aus. Sie kommt zu mir und begrüßt mich auf französische Art, Küsschen links und rechts, herzliche Umarmung. Ich bin ein bisschen überrumpelt, aber so ist das eben mit fremden Bräuchen.

Manon hat richtig viel Gepäck dabei. Wie soll das alles nur in ihr Zimmer passen? Aber so voll wird es dann doch nicht, denn Manon packt die Geschenke für meine Familie, mich und meine Katze aus. Für meine Eltern gibt‘s einen riesigen Präsentkorb mit französischen Spezialitäten, darunter Kokosnussmarmelade. Für mich gibt es eine silberne Kette, Badesalz und superleckere französische Süßigkeiten namens „Caramba“.

Manon ist gar nicht müde von der Reise, und gleich nach dem Essen geht es auf den Oldenburger Weihnachtsmarkt. Es gibt eine Runde Kinderpunsch für Manon und die anderen Austauschschülerinnen, aber sie wollen ihn erst nicht probieren, weil sie denken, dass es Glühwein ist – und Alkohol wollen sie nicht unbedingt trinken. Kinderpunsch kennen sie aus Frankreich nicht. Aber dann finden sie ihn sehr lecker.

Am Abend sitzen wir dann zusammen und probieren schwierige deutsche und französische Wörter aus. Eines davon ist „Eichhörnchen“; das kann sie gar nicht aussprechen. Es hört sich total lustig an. So geht es mir aber auch mit einigen französischen Zungenbrechern, die Manon mir beibringen will.

In den folgenden Tagen machen wir viele Ausflüge mit unserer Französischlehrerin Frau Pleitner, den anderen deutschen und französischen Lehrern und den Austauschschülerinnen und -schülern. Wir fahren ins Universum in Bremen und gehen Skaten, Bowlen und Schlittschuhlaufen. Außerdem sind wir zwei Tage in der Schule. Dort backen wir Kekse, singen französische und deutsche Weihnachtslieder und haben auch gemeinsam Unterricht.

Übrigens: Der Stau vorm Badezimmer bleibt dann aus, es ruckelt sich schnell alles zurecht. Und im Juni 2020 fahre ich dann nach Bordeaux …


Franzosen zu Gast an der IGS

Puh, da müssen einige der französischen Gäste im Stuhlkreis aber schlucken, als Lehrerin Berit Pleitner ankündigt, dass nur noch deutsch gesprochen wird. Nach 19 Stunden Busfahrt und einer ersten Nacht in einem fremden Land gleich nach der freundlichen Begrüßung: „Schön, dass ihr da seid“, so geschockt zu werden … Doch mit dem nächsten Satz der Lehrerin an der Integrierten Gesamtschule Am Everkamp wird alles doch viel besser. „Est ce-que tout le monde va bien?“, fragt sie und man sieht die Erleichterung auf den Gesichtern von Manon, Clara, Luna und Maxime. Aber Berit Pleitner wäre keine Sprachlehrerin, wenn sie nicht in die erste Namensrunde im Kreis eine kleine Sprachübung einbauen würde. „Ich heiße Charline mit einem C wie „Caramel“, heißt in deutscher Sprache die Aufgabe für die französischen Gäste, je m’appelle Ole comme „Orange“ müssen die einheimischen Jungen und Mädchen sich auf Französisch vorstellen. Danach kommt dann zur Vertiefung das Kofferspiel, bis alle 20 Namen von Schülerinnen, Schülern und Lehrern durch sind.

Neun Jungen und Mädchen haben sich mit 24 anderen, die an der IGS am Flötenteich in Oldenburg zu Gast sind, am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr in Montlieu-la-Garde bei Bordeaux auf den Weg in den Nordwesten Deutschlands gemacht. 19 Stunden waren sie bis Wardenburg unterwegs, erzählt Lehrer Thierry Crétain.

Nach der ersten geistigen Anstrengung geht es locker weiter, ein Streifzug durch die Schule steht an. Achtklässler Ole zeigt seinem Gast Nathaël, der die siebte Klasse des collège besucht, den neuen A-Trakt, die Mensa und die weiteren Räume der Schule. Zurück im I-Punkt warten ein kräftiges Frühstück und Schulleiter Gernot Schmack und dessen Stellvertreterin Manon Robenek, die die Schüler auf Zeit begrüßen.

Schmaeck gesteht, dass er sechs Jahre Französischunterricht hatte, aber außer „Bonjour“ und „Je ne parle pas français“ kaum noch etwas behalten hat. Sprache lernen ist das eine, weiß er mittlerweile, sie anzuwenden das andere. „Das geht nur im Austausch“, sagt er. Deshalb sei das, was gerade geschehe, ganz, ganz wichtig. „Redet miteinander“ ermuntert er die Jungen und Mädchen und wünscht ihnen eine wunderschöne Woche. Damit auch die Franzosen verstehen, übersetzt Berit Pleitner.

Ole und Nathaël haben noch nicht viel miteinander geredet, aber das wird noch. Der junge Franzose hat erst ein Jahr Deutschunterricht am collège mit 300 Schülerinnen und Schülern. Einen großen Unterschied in der Lebensweise hat er aber schon am ersten Abend erlebt. Aus Frankreich ist er ein warmes Menü gewohnt, das Abendbrot mit Brot, Butter und Auflage war natürlich neu für ihn. Dafür war der Spaziergang mit den Eseln Ronaldo und Bello, die zum Haushalt von Oles Eltern gehören, etwas ganz Besonderes. Nathaël ist neugierig auf das Leben in Deutschland. Ole ist sich sicher, dass beide gut miteinander auskommen werden und freut sich schon auf den Gegenbesuch im Juni 2020.

Aber in dieser Woche steht noch ein großes Programm an. Plätzchen backen, Weihnachtslieder singen, das Universum in Bremen, Eislaufen in Sande, Waldspiele im Barneführerholz und Besuche auf der Bowlingbahn und in der BMX- und Skaterhalle sind geplant. Ach ja, ein Tag Unterricht ist auch vorgesehen, bevor es wieder in Richtung Frankreich geht.



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