„Kinder sind empfindlich, wenn die Seele verletzt wird“, sagt Martin Klinger. Der Polizeibeamte weiß, wovon er spricht. Als Mitglied des Präventionsteams der Polizei in Wildeshausen klärt er Schüler und Eltern über Cyber-Mobbing auf.
Gemeinsam mit Kerstin Koletschka von der Beratungsstelle „Wildwasser“ informierte er nun Eltern über Gefahren die durch das Internet drohen. Denn „Cybermobbing ist vielgemeingefährlicher als normales Mobbing“ sagt Martin Klinger. Es ist unabhängig von Zeit und Ort, die Folgen sind nicht transparent, die öffentliche Verbreitung ist enorm und der Täter bleibt meist anonym.
Der Elternabend war mit einem Themenplan eingebunden in eine schulische Unterrichtseinheit, in der sich Sechstklässler mit Gewalt im Alltag beschäftigten. Fragebogen zum Thema bildeten den Einstieg, mit einem Workshop beteiligte sich Schulsozialarbeiter Rainer Strauß vom Beratungsteam. Er hatte den Elternabend als Teil des ganzheitlichen Konzepts der Schule organisiert, um alle Beteiligten mit Informationen zu versorgen.
Ein kleines Video über die Ausgrenzung eines Schülers zeigte den Eltern, wie Mobbing funktioniert.
Beleidigungen per Handy, Fotomontagen per E-Mail, Anrufe und offene Ablehnung durch Mitschüler. „Mobbing ist ein Prozess“, sagt Martin Klinger. Außerdem sei vielen Kindern gar nicht bewusst, was sie anrichten können, denn Mobbing sei Gewalt und Stress pur für die Opfer und äußere sich beispielsweise durch Beleidigungen und Beschimpfungen, Anschwärzen und Gerüchte, Bloßstellen durch Fotos oder Cyberstalking.
Kerstin Koletschka, Fachberaterin für Psychotraumatologie, von der Beratungsstelle „Wildwasser“ weiß aus eigener Erfahrung, dass Betroffene unter Unsicherheit und Kontrollverlust leiden oder sich ohnmächtig fühlen und sich oft nicht trauen, sich zu offenbaren. Sie riet den Eltern, das Thema „Online“ im Hinterkopf zu haben, wenn sich das Verhalten ihrer Kinder ändere.
An Beispielen machte sie deutlich, wie wichtig es ist, sparsam mit den eigenen Daten zu sein und das auch den Kindern rechtzeitig beizubringen. „Das Image im Internet kann Auswirkung auf mein späteres Leben haben“, warnte sie davor, verfängliche Fotos zu freigebig zu posten oder in Chats zu viel von sich preiszugeben. Auch Eltern sollten vorsichtig sein und keine Fotos ihrer Kinder ins Netz stellen.
Sollten sich Kinder offenbaren, rät Kerstin Koletschka den Eltern, ruhig zu bleiben und froh über das Vertrauen der Kinder zu ihnen zu sein. „Das ist eine gute Basis für weitere Gespräche“, sagte sie und appellierte an die Eltern, sich weitere Hilfe zu holen. Als gute Grundlage nannte sie in der anschließenden Diskussion die Internet-Seite „klicksafe.de“, die sich an Kinder und Eltern gleichermaßen wendet und viele interessante Informationen bereithält.
Für Martin Schicke aus Huntlosen, dessen Tochter die IGS besucht, war der Elternabend „sehr positiv“. Vieles habe er schon gewusst, manches aber sei neu gewesen, sagte er und bedauerte, dass zu viele Plätze in der Mensa leer geblieben seien. Viel mehr Eltern müssten sich für dieses wichtige Thema interessieren.